Montag, 11. Juli 2011

#34

Es gibt relativ wenig aus Film und Fernsehen, das aus Deutschland kommt und mir gefällt. Das ist bekannt. Bekannt ist aber auch, dass ich einige Ausnahmen mache. Dabei fällt auf, dass im Vergleich zu deutschen Serien und Filme die bayerischen Produktionen stets gewinnen. Es gibt zwar die geniale Danni Lowinski sowie Alles außer Sex (da dies aber in München spielt, zählt es dann doch wohl eher zur Bayernkategorie) und einige okaye Filme, meist mit Jürgen Vogel oder Matthias Schweighöfer, aber ganz ehrlich, wer schlägt bitte Wer früher stirbt ist länger tot? Ein Grund für die Gewinnung meines Herzens haben die bayerischen Serien sicher im Realitätsfaktor. Schau ma’s uns mal an:

München 7
Mein Herz hüpft, seit ich weiß, dass Luise Kinseher momentan die neue München 7-Staffel mit dreht. Es ist ja generell schwierig, sich seine liebste Franz-Xaver-Bogner-Serie auszusuchen (Irgendwie & Sowieso, Zur Freiheit, Café Meineid, Der Kaiser von Schexing), München 7 rangiert aber definitiv ganz weit oben. Ein Grund ist der herrlich grantige Andreas Giebel und seine Anekdoten über das Münchner Leben.
Realitätsfaktor Aus gut unterrichteten Kreisen weiß ich, dass Feuerwehrmänner und Polizisten bei schweren Unfällen gerne nüchtern reagieren. Auch mit einem „Und, was meinst du? Heute chinesisch?“ Das ist makaber. Dass ein Kollege von Xaver lieber mit einer Fischsemmel herumhantiert, während jemand vom Glockenspiel am Marienplatz springen möchte, auch.

Kir Royal
Auch bei Helmut Dietls Serien (Münchner Geschichten, Monaco Franze, Der ganz normale Wahnsinn) ist es schwierig, einen Favoriten zu bestimmen. Fakt ist, dass Kir Royal schon damals von der Machart der Intrigen Gossip Girl jederzeit das Wasser hätte reichen können. Hier stimmen, ähnlich wie bei Franz X. Bogner, alle Dialoge. Mal schwachsinnig, mal tief philosophisch. Und immer mit dabei: Wie es in der bayerischen Landeshauptstadt so läuft.
Realitätsfaktor Vielleicht geht es in manchen Redaktionen wirklich so zu, erlebt hätte ich das bisher nicht. Kir Royal ist die Serie, die in mir den stärksten Wunsch nach einer München-High-Society-Serie in der Jetztzeit weckt. Wie das Ganze übrigens funktionieren soll mit Bully Herbig in Berlin als Filmversion – ich werde es mir ansehen, aber so lieben wie das Original kann ich es dann sicher nicht.

Franzi
Trotz großartiger Besetzung (Stephan Zinner, der für mich immer irgendwie wie Söder aussieht, und Sebastian Bezzel aus München 7) war ich bei den ersten Folgen von Franzi noch nicht ganz überzeugt. Doch die dritte Staffel hat mich völlig umgehauen! Mit Ausnahme der auf Traudl Ostermeier zentrierten Folge, mit der sie aus Erding verschwinden, waren alle Folgen genial! Sei es das Erdbeerhäusel, in dem sich Robert vom Herzschmerz mit Sandra erholt und Kafka liest, oder Flockis Erbschaft. Herzlich gelacht, viel mitgefühlt!
Realitätsfaktor Kuriose Details ziehen sich von Anfang bis Ende der Episode bzw. der Staffel durch. Ein gutes Beispiel war die Episode „Kamele“ – „Und immer, wenn wir uns streiten, kommt von irgendwo ein Kamel daher!“, so Franzi, als ein Kamel aus Roberts neuem Projekt in ihren Streit mit Flocki läuft. Und tatsächlich – im Oberbayern gibt es wirklich ein „Kamelprojekt“, bei dem man mit Kamelen durch den Wald reiten kann.